Zwischenwelten

Der Tag ist zu Ende, die Nacht hat noch nicht begonnen. Die Flut ist gegangen, aber die Ebbe ist noch nicht da. Nicht mehr Land, aber auch nicht Meer. Eine Grenze im Nirgendwo. Wolken enden, blauer Himmel beginnt. Die Saison ist noch nicht ganz vorbei, aber die Boote warten vergebens auf Touristen. Etwas endet damit etwas Neues beginnen kann. Dazwischen liegt der kurze Moment der Unbestimmtheit, der Schwerelosigkeit. Zwischenwelten. Ein Moment in der die Zeit still steht und man eins wird mit der Ewigkeit. Diesen Moment habe ich festgehalten, eingefangen, damit man ihn erleben kann und zeigen, dass es ihn überhaupt gibt.

Nicht die Kamera macht das Foto, sondern der Fotograf. Ein Foto ist keine reine Darstellung der Realität, sondern immer auch eine Darstellung wie der Fotograf den Moment erlebt. Ich würde sogar noch weiter gehen. Ich bin davon überzeugt, dass die Emotionen des Fotografen mit auf dem Bild festgehalten werden und sich im Idealfall auf den Betrachter beim Betrachten des Bildes übertragen. Der Betrachter, der Fotograf und der Moment gehen für die Zeit des Betrachtens des Bildes eine Symbiose ein. Gehen Sie nun noch einmal zurück und betrachten Ihr Lieblingsbild, ich bin mir sicher, Sie haben sich schon eines ausgesucht oder das Bild hat sich Sie ausgesucht? Stellen Sie sich jetzt vor, was der Fotograf im Moment der Aufnahme empfunden hat. Ich bin sicher, Sie können das Bild jetzt nicht nur sehen, sondern auch fühlen.

Vielen Dank für den Moment, den Sie mir eben geschenkt haben.      

Martin Bähring